Die Diskussionen darüber könnten konträrer nicht sein. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ohne richtige Anleitung der Freilauf schwierig werden kann oder überhaupt nicht möglich ist. Häufig sieht es so aus, dass der Hund ein Leben lang an der Leine bleiben muss oder nur in eingezäunten Gelände sich frei bewegen darf.

Ich möchte, dass meine Hunde ohne Leine laufen, weil ich es artgerecht finde. 

 

Das heißt, dass man eigentlich gar nicht um ein gutes fundiertes Training drumherum kommt. Selbst an einer normalen Führleine entwickelt der schmächtig wirkende Hund ungeahnte Kräfte. Wer einmal einen derart explodierenden Hund an der Leine hatte, weiß genau was ich meine.

Also was braucht es, um einen zuverlässigen Rückruf, bzw. Freilauf zu erreichen? Ganz sicher einen gut durchdachten Plan, ein Zwischenziel und ein Ziel, sowie eine Struktur bzw. ein Konzept und die Kenntnis darüber, wie der andere so tickt und was ihn ausmacht.

Hunde leben in Sozialverbänden und auch dort gibt es Regeln und Grenzen. Ungerecht wird es, wenn man diesem hochsozialen Wesen die Hunde nunmal sind, diese Regeln und Grenzen nicht erklärt. Wenn man dem Irrtum aufsitzt zum Hund eine gute Beziehung durch ein Übermaß an Leckerchen, schwammig ausgedrückten Bitten oder das Ignorieren von unerwünschten Verhalten zu erreichen. Viele der Probleme, die wir mit unseren Hunden haben, entstehen durch Missverständnisse und fehlender Anleitung durch den Menschen.

Innerhalb einer Beziehung werden Fragen gestellt und diese müssen seitens des Menschen beantwortet werden. Dazu gehört auch, dass es mal zu Konflikten kommt. Erfolgreich werden wir nur sein, wenn wir zielorientiert und pragmatisch vorgehen. Ein gutes Bauchgefühl ist die Grundlage. Aber ganz sicher auch emphatisches Verhalten , dass dem anderen zeigt, dass er gesehen wird, dass er wichtig ist und das es nicht um ihn als Individuum geht, sondern nur um das Verhalten, was möglicherweise problematisch, gefährlich oder unerwünscht ist.

Auch die Einsicht beim Menschen, dass Probleme Chancen sind, die angegangen werden müssen, an denen man wachsen aber auch zusammenwachsen kann und zwar zum Wohle aller.

Ehrlicherweise ist mir Freilauf gar nicht so wichtig. Wichtig ist es mir, dass ich ohne Angst um meine Hunde durch mein Leben gehen kann. Ich liebe meine Hunde sehr, sie sind vieles aber nicht alles für mich, daher möchte ich nicht jedesmal vor Schreck erstarren, wenn jemand vergisst die Haustür zu schließen, um z.B. den Müll rauszubringen. Ich möchte keine Angst haben, wenn ich die Kofferraumklappe öffne, dass die Hunde herausschießen und Gefahr laufen überfahren zu werden oder abhauen und nicht minutenlange Sicherungsmaßnahmen vor dem Aussteigen ergreifen zu müssen, die ich sowieso nach einer bestimmten Zeit im Alltag ganz sicher mal vergessen werde. Mir ist es wichtig, Besuch bekommen zu dürfen, ohne vorher die Hunde wegsperren zu müssen, weil ich Angst habe, dass sie sich nicht benehmen können. Ich will,  dass meine Hunde mein Leben teilen dürfen, dass heißt auch, dass ich sie überall mit hinnehmen kann. In ein Restaurant zum Beispiel, ohne dass sie Leute belästigen, randalieren oder nicht zur Ruhe kommen können.

Hunde zu haben bedeutet sowieso schon viel Einschränkung. Viele Freizeitaktivitäten sind mit Hund einfach nicht machbar und so möchte ich, dass mich meine Hunde nicht noch mehr einschränken als nötig. Mir ist es wichtig, ein Ferienhaus buchen zu können, ohne vorher gefragt zu haben, ob der Zaun auch wirklich 2,60 Meter hoch und ausbruchssicher ist.

Freizeit ist ein sehr knappes Gut und so liebe ich es auch mal die Seele baumeln zu lassen und die Gesellschaft meiner Hunde zu genießen, mit ihnen durch Feld und Wald zu streifen. Ich möchte sicher sein, das ich ihnen die Jagd auf ein Wildtier verbieten kann, bzw. sie gar nicht erst losrennen. Bestenfalls mich vorher fragen, ob es in Ordnung ist zu jagen und dann möchte ich, dass sie mit einem Verbot auch gut klarkommen.

Ich habe große Achtung vor meinen Hunden, daher habe ich ihnen erklärt, wie die Regeln sind und wie ich mir das Zusammenleben vorstelle, damit wir alle ein gutes Leben führen können. Hunde sind heute so vielen Gefahren ausgeliefert in unserer oft aggressiven, unüberschaubaren und schnelllebigen Welt. Hinzukommt, dass ich nur ganz kurze Zeit erklären möchte, was in Ordnung ist und was nicht. Die übrige Zeit möchte ich mit meinen Hunden genießen, dass sie mir vertrauen und ich ihnen. Ein großer Wunsch ist es, dass sie die maximale Freiheit haben, die in der heutigen Zeit möglich ist, ohne andere zu gefährden. Deshalb habe ich mit ihnen trainiert und Regeln aufgestellt und diese auch durchgesetzt ohne selbst daran zu zerbrechen. Für ihre Lebensqualität, aber auch ganz sicher für meine.