Die Preisakzeptanz im Hundetraining ist oft sehr schwierig. Gefühlt ist es in keinem Dienstleistungssektor so „unanständig“, einen guten und fairen Preis zu verlangen, wie im Hundetraining. Kein Handwerksbetrieb rechtfertigt sich dafür, sich beispielsweise den Einbau einer neuen Heizung angemessen bezahlen zu lassen – so, dass für den Inhaber am Ende auch noch etwas übrigbleibt, er sein Personal vernünftig bezahlen und seinen ganz normalen Verpflichtungen nachkommen kann, ohne private Geldmittel zuzuschießen.

Einnahmen und Ausfälle

Kein selbstständiger Dienstleister bekommt die verlangte Gebühr 1:1 auf sein Konto.
Er verdient auch nur dann Geld, wenn er in seinem Gewerk tatsächlich tätig ist. Das heißt: Für alle anderen notwendigen Dinge, die allein das Arbeiten ermöglichen, bekommt er kein Geld.

Fallen Stunden aus, weil der Kunde absagt, verliert der Hundedienstleister schlichtweg Geld. Sagt der Kunde so kurzfristig ab, dass die Stunde nicht mehr durch einen anderen ersetzt werden kann, entsteht ein Schaden.

Vom kurzfristig absagenden Kunden das Geld trotzdem zu verlangen, empfinden viele als unanständig oder gierig. Aus Angst, der Kunde könnte nicht wiederkommen, verzichten viele darauf.

Vorarbeit im Neukundengeschäft

Im Neukundengeschäft ist es zudem so, dass der Dienstleister bereits vor dem eigentlichen Termin Zeit investiert hat – in Telefonate, Mailverkehr oder die Beantwortung von Anfragen. Sagt der Kunde dann doch ab, ist das „tote Zeit“, die niemand bezahlt. Sowas zählt dann zum Unternehmerrisiko.

Veranstaltungen und Organisation

Auch die Ausarbeitung von Veranstaltungen, das entsprechende Marketing und die Verwaltung und Abwicklung frisst einen Haufen Zeit.

Um größere Veranstaltungen anbieten zu können, sind Helfer unbedingt nötig. Dozent zu sein und gleichzeitig für einen reibungslosen Ablauf einer Veranstaltung zu garantieren, ist unmöglich.

Krankheit, Wetter und Urlaub

Im Krankheitsfall wird kein Geld verdient – Lohnfortzahlung gibt es nicht. Trotz Krankheit müssen die laufenden Kosten abgedeckt werden. Das heißt, es müssen für diesen und ähnliche Fälle Rücklagen gebildet werden.

Auch wetterbedingt ausfallende Stunden bedeuten ebenfalls einen Verlust. Kunden müssen kontaktiert, Termine verschoben werden.

Im Urlaub wird ebenso kein Geld erwirtschaftet. Trotzdem sind die meisten Hundebetriebe auch währenddessen erreichbar, um Termine zu vereinbaren oder Rückmeldungen zu geben. Kaum jemand kann es sich leisten, sein Unternehmen zwei oder drei Wochen stillstehen zu lassen.

Laufende Kosten

Darüber hinaus kümmert sich der Hundedienstleister um ein effektives Marketing, was wiederum Zeit und Geld kostet. Hier ist es sinnvoll, sich einen entsprechenden Fachmann/Fachfrau mit ins Boot zu holen, da auch hier das Kosten-Nutzen-Prinzip beachtet werden muss. Auch diese Maßnahmen haben ihren Preis.

Ebenso laufend anfallend sind:

Für diejenigen, die einen Platz betreiben, ist je nach Jahreszeit regelmäßiges Mähen und das zurückschneiden von Büschen und Bäumen notwendig. Abhängig von der Größe einer Anlage, kann der Zeitaufwand schnell mal zwei bis drei Stunden pro Woche dauern und darüber hinaus. Ohne Helfer ist dies im normalen Betrieb nur schwer möglich. Auch die Betriebsmittel müssen bezahlt werden.

Laufende Fortbildungen

Die Probleme, die Menschen mit ihren Hunden haben, sind so vielfältig und individuell, dass es eines großen Werkzeugkastens bedarf, den der Hundeschulbetreiber haben muss. Nicht jedes Problem und nicht jeder Hund lässt sich allein mit Futter und Liebe zu einem umgänglichen, umweltfesten und freundlichen Lebenspartner trainieren oder erziehen. Deshalb ist eine große Bandbreite an Erfahrung und das Kennen verschiedener Wege dorthin unbedingt notwendig.

Ebenso wichtig ist eine angemessene Kommunikation mit den Kunden. Viel Wissen über Hunde nützt wenig, wenn man nicht weiß, wie man dieses Fachwissen so an die Menschen vermittelt, dass sie es auch selbstständig anwenden können.

Regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen und Praktika bei erfahrenen, methodenunabhängig arbeitenden Hundeschulen sind zwingend erforderlich. Auch diese Maßnahmen sind nicht kostenlos und gehen oft mit Hotel-, Fahr- und Verpflegungskosten einher. Neben den Gebühren für ein Seminar oder einen mehrtägigen Lehrgang entstehen daher schnell hohe Kosten für die Teilnehmer.

Angemessene Vergütung

Soloselbstständige leben von ihrem Gewerk – es ist ihre Lebensgrundlage.
Um wenigstens einigermaßen über die Runden zu kommen, ist ein Stundenlohn von mindestens (!) 85 bis 95 Euro angemessen.

Hinzu kommt, dass es im Hundetrainingsbereich unüblich ist, Wochenendarbeit oder Schlechtwetterzuschläge zu verlangen. Nach vier bis fünf Stunden in eisiger Kälte, bei strömendem Regen oder großer Hitze ist die Arbeit jedoch nicht nur körperlich, sondern auch geistig besonders anstrengend.

Ebenfalls erheblich für den Preis ist auch die Form des Unternehmens, also ob es sich um ein Kleinunternehmen handelt oder ob das Unternehmen umsatzsteuerpflichtig ist.

Am Ende eines jeden Jahres muss der Preis neu kalkuliert werden, da sich auch die Kosten, die der Unternehmer zu entrichten hat, stetig erhöhen, Jahr um Jahr.

Risiken im Beruf

Abgesehen davon wird ebenfalls keine Gefahrenzulage verlangt, und das in einer Zeit, in der das Risiko von einem Kundenhund gebissen zu werden, dramatisch steigt. Im Gegenteil, oft wird sich darüber echauffiert, wenn ein Maulkorb empfohlen wird. Tatsache ist, wird der Hundeunternehmer gebissen und kann in dieser Zeit nicht arbeiten, steht der Betrieb in dieser Zeit still. Im allerschlimmsten Fall könnte sogar eine Berufsunfähigkeit die Folge sein, sollte der Hund schwer verletzt haben.

Konkurrenz und Preisdruck

Ein weiteres Problem: Trainerinnen und Trainer, die ihre Lebensgrundlage nicht ausschließlich im Hundetraining sehen, können oft weit unter den Preisen arbeiten, die ein Soloselbstständiger verlangen muss, um zu überleben.

Fazit:

Der Preis für ein Einzeltraining ist kein Fantasiepreis, sondern sorgfältig kalkuliert. Auch Soloselbstständige haben private Verpflichtungen, denen sie nachkommen müssen. Kommt kein Geld rein, können diese nicht bedient werden. Eine gute kaufmännische Ausbildung ist die Grundlage, um überhaupt über eine Selbstständigkeit nachzudenken. Außerdem bestimmen Gesetzgeber und der Markt, wie hoch die Aufwendungen sein müssen, um ein Geschäft überhaupt am Laufen zu halten.

Sicherlich ist der Beruf des Hundetrainers ein schöner Beruf, der viele, viele positive Seiten hat. Aber eben auch erhebliche Nachteile, denen man gewachsen sein muss und die man kennen sollte.

Dabei geht es nicht nur um die finanzielle Seite, sondern auch darum in diesem Beruf nicht auszubrennen, sich gut abgrenzen zu können und ein Feierabend auch ein Feierabend im Kopf sein muss.

Diejenigen, die glauben die Welt retten zu können, werden in diesem Haifischbecken untergehen. Träumereien haben in diesem Beruf nichts zu suchen.

Verständigung zwischen Mensch und Hund – Ilona Lindner
© August 2025
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